Auricher Geschichte

Aurichs historische Torpfeiler

Es ist das wohl berühmteste Motiv der Auricher Altstadt. Die historischen Torpfeiler am westlichen Eingang der Fußgängerzone mit Blick auf ein weiteres Wahrzeichen der Stadt – den Lambertiturm. Die Pfeiler – auch Burgtore genannt – waren jedoch nie Teil eines Stadttores.

Ursprünglich waren diese Torpfeiler das Eingangsportal des fürstlichen Lustgartens Julianenburg. Am 17. Juli 1705 hatte sie der ostfriesische Fürst Christian Eberhard (1665 – 1708) für 300 Reichstaler bei dem Bremer Bildhauer Johann Mehne bestellt. Dort wo sie heute stehen, verlief einst die Auricher Stadtgrenze und das um 1700 abgerissene zweigeschossige Hadewigstor. 

Athene und Bellona: Kämpferische Göttinnen

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Die fürstliche Parkanlage hatte Graf Ulrich II. inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges zu Ehren seiner Frau Juliane bereits 65 Jahre zuvor (1640) an der Westseite des Auricher Schlosses anlegen lassen.

1691 ließ Christian Eberhard den fürstlichen Park nach dem Vorbild der Anlagen von Schloss Versailles umgestalten.

Einer alten Grundrisskarte aus dieser Zeit ist zu entnehmen, wie der Park gestaltet war und wo genau die historischen Torpfeiler einst standen. 

Christian Eberhard erlebte die Auslieferung der beiden Statuen jedoch nicht mehr.

Immer wieder verzögerte sich die Fertigstellung.

Erst im Todesjahr des Fürsten – 1708 – wurden sie an einer Zugbrücke aufgestellt, die über den Auricher Stadtgraben hinweg den Schlossbezirk mit dem Julianenburger Park verband.

Dargestellt ist auf dem linken Pfeiler die griechische Göttin Pallas Athene – erkennbar an den Attributen Eule und Kriegsgewand.

Sie gilt als Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, der Kunst, des Handwerks und der Handarbeit.

Auf der rechten Säule befindet sich die römische Kriegsgöttin Bellona, erkennbar an Helm, Schwert und Lanze. In ihrem Schild ist das gräfliche Wappen eingearbeitet.

Im Schild von Pallas Athene erkennt man in barock-verschnörkelter Spiegelschrift das fürstlichen Monogramm von Fürst Christian Eberhard.

Fürstliches Lustwandeln vor den Toren der Stadt

1708 reichte die Gartenanlage in der Länge vom Schlosszingel bis zur heutigen Straße Grüner Weg. Der Ems-Jade-Kanal und die Oldersumer Straße begrenzen das ehemalige Parkareal in der Breite.

Jeweils drei durchgehende Längs- und Queralleen gliederten den Park in der Länge und Breite. Dazu kamen sich recht- und spitzwinklig schneidende, zehn Fuß hohe und beschnittene Heckenwege, die zum Teil geometrische Figuren bildeten. Die heutige Graf-Ulrich-Straße war die Hauptachse des ehemaligen Lustgartens.

Dem damaligen Zeitgeist entsprechend war der Park streng gestaltet. Die Grünanlage bestand aus drei Teilen. Der erste Bereich war quadratisch aufgeteilt. In seinem Zentrum einen Springbrunnen mit einer Merkurstatue sowie in jeder der vier Ecken jeweils eine weitere Statue.

Dieser Teil des Parks reichte bis zu einem heute nicht mehr vorhandenen Wasserzug an der Westseite der heutigen Julianenburger Straße. Daran schloss sich ein großer Bereich an, dessen Wegegliederung sternförmig war. In dessen Zentrum befand sich ein Rondell mit sechs im Kreis aufgestellten Statuen.

In diesem Areal soll sich auch der Irrgarten befunden haben. Der letzte Bereich bestand aus zwei Rechtecken und war von einer halbmondförmigen Fasanerie abgeschlossen, die in einer buschreichen Umgebung lag. Obstbäume gab es vor allem im vorderen, dem Schloss zugewandten Bereich.

1765 wurde der Julianenburger Park aufgeteilt und die beiden historischen Torpfeiler an die Burgstrasse – Höhe „Alte Wache“ versetzt.

Erst durch diesen neuen Standort erhielten sie Bezeichnung „Burgthor“. An diesem neuen Standort, verblieben sie fast 200 Jahre – bis sie Mitte der 1960er Jahre am Eingang der moderneren Julianenparkanlage aufgestellt wurden.

Mit Eröffnung der Auricher Fußgängerzone erhielten sie im November 1974 ihren heutigen Standort.

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